Gelungener Festakt zeugt von Lebendigkeit der Troppauer
60 Jahre Patenschaft der Stadt Bamberg über die vertriebenen Sudetendeutschen aus Troppau gefeiert
Im Spiegelsaal der HARMONIE am Schillerplatz wurde am vergangenen Sonntagvormittag in einem gelungenen Festakt der Übernahme der Patenschaft der Stadt Bamberg über die ehemaligen Bewohner der Stadt Troppau (heute Opava in Tschechien) im Jahre 1958 gedacht.
Vor sechs Jahrzehnten übernahm die Stadt Bamberg unter der Führung des damaligen Oberbürgermeisters Dr. Theodor Mathieu die Patenschaft über die in der Heimatkreisgemeinschaft Troppau e.V. (HKGT) zusammengeschlossenen Bewohner der im ehemaligen Sudetenschlesien gelegenen Stadt Troppau. Diese Menschen mussten 1945/1946 ihre jahrhundertealte Heimat im heutigen Nordosten von Tschechien im Zuge der Vertreibung der Sudetendeutschen aus der damaligen Tschechoslowakei nach dem Ende des 2. Weltkriegs verlassen. Zusammen mit über drei Millionen Leidensgenossen kamen sie in das zerbombte Deutschland und mussten sich dort eine neue Existenz aufbauen. So gelangten von den ehemals ca. 25.000 deutschsprachigen Bewohnern der Stadt an der Oppa auch einige Hundert nach Bamberg und Umgebung. Maßgeblich für das Zustandekommen der Patenschaft waren auf Seiten der HKGT der damalige 1. Vorsitzende Lothar Foltinek sowie die in Bamberg wohnenden Herren Rudolf Mader, Dr. Lassmann und Dr. Dorniak.
Der Festakt war neben einer informativen Rückschau auf die Geschichte der früher auch Klein-Wien genannten Stadt Troppau (durch Johannes Heindl (Günzburg), Sohn einer gebürtigen Troppauerin) und auf die Anfänge der Patenschaft selbst (durch Horst Gehringer, Leiter des Stadtarchivs Bamberg), geprägt von der Mahnung, dass Vertreibung Unrecht sei und sich nicht mehr wiederholen dürfe sowie von der Idee der Versöhnung und Zusammenarbeit mit den heutigen Bewohnern der Stadt Opava / Troppau. Dazu war aus Tschechien eine 15-köpfige Delegation mit Bürgermeister Dalibor Halátek an der Spitze sowie Vertretern des dortigen Museums- bzw. Archivbereiches und der heimatverbliebenen Deutschen angereist. Sowohl der 1. Vorsitzende der HKGT, Andreas Henger (Freiburg) als auch die beiden Bürgermeister Wolfgang Metzner (Bamberg) und Dalibor Halátek (Opava / Troppau) widmeten sich in ihren Reden den in die Zukunft gerichteten Themen der Verständigung.
Fürst Hans-Adam II von und zu Liechtenstein, dessen Familie über Jahrhunderte über das Herzogtum Troppau herrschten und der in jungen Jahren schon bei Troppauer Bundestreffen in Bamberg anwesend war, hatte ebenfalls sein Kommen zugesagt, musste aber kurzfristig krankheitsbedingt absagen.
Musikalisch umrahmt wurde der Festakt von zwei jungen Musikerinnen aus Opava / Troppau sowie von zwei tschechischen Musikerinnen, die heute in Bamberg bzw. Spanien leben. Darüber hinaus brachte der 93-jährige gebürtige Troppauer Wolfram Ruhenstroth-Bauer (Ottobrunn) am Klavier Mozarts Fantasie in d-moll den gut 100 Festgästen zu Gehör.
An den Festakt schloss sich ein Stehempfang an, bei dem in zahlreichen Gesprächen zwischen den anwesenden Vertretern der Stadt Bamberg, den Mitgliedern der tschechischen Delegation, den größtenteils bereits der Bekenntnisgeneration angehörenden Verantwortlichen der HKGT sowie den übrigen Gästen der vergangenen 60 Jahre gedacht und Möglichkeiten der zukünftigen Zusammenarbeit ausgelotet wurden.
Vorankündigung: Am 25. November d.J. um 14 Uhr öffnet die kleine Sammlung der HKGT in der Hauptwachstraße 16 seine Pforten für interessierte Besucher im Rahmen der Aktion „25x25 ins Museum“ anlässlich 25 Jahre Welterbe Bamberg.
(Christoph Anderl / 25.06.2018)