Troppau und das Troppauer Land



Troppau ist eine mittelgroße Stadt mit etwa 60 000 Einwohnern am nordöstlichen Rand der Tschechischen Republik an der Grenze zu Polen. ''Schlesische Hauptstadt zwischen Völkern und Grenzen'' nennt sie der Troppauer Kunsthistoriker Ernst Schremmer in seinem gleichnamigen Buch.
Historisch gesehen liegt sie am südlichen Rand des Landes Schlesien/Slezsko an der Grenze zu Mähren/Morava.

Im frühen Mittelalter war das Land an der oberen Oder von dem slawischen Stamm der Golensitzen bewohnt. Im 12. und 13. Jh. riefen die böhmischen Premyslidenfürsten deutsche Siedler ins Land, um es gegen die polnischen Piasten zu sichern und die landwirtschaftlichen Anbauflächen zu vergrößern. Als Zentrum der neuen Siedlungen gründeten sie in der 2. Hälfte des 12. Jhs. die Stadt Troppau. Über 700 Jahre waren danach Stadt und Land Troppau die gemeinsame Heimat von Tschechen und Deutschen. Etwa drei Viertel der Bevölkerung in Troppau und etwas mehr als die Hälfte im Troppauer Land waren deutschsprachig.

Im 14. Jh. wurde das Troppauer Land ein schlesisches Herzogtum im Königreich Böhmen und kam 1526 zusammen mit Böhmen, Mähren und Schlesien durch Erbfolge unter die Oberhoheit der österreichischen Habsburger. Nach den drei Schlesischen Kriegen verlor Österreich jedoch 1763 den Großteil Schlesiens an Preußen, behielt aber die Herzogtümer Troppau, Jägerndorf und Teschen, die später das Kronland Österreichisch-Schlesien mit Troppau als Hauptstadt bildeten.

Nach dem 1. Weltkrieg wurde Österreichisch-Schlesien trotz seiner mehrheitlich deutschen Bevölkerung in die neu gebildete Tschechoslowakei eingegliedert, 1938 ins Deutsche Reich, 1945 wieder in die Tschechoslowakei. Die deutschen Bewohner Troppaus und des Troppauer Landes wurden 1945/46 vertrieben. Heute ist Troppau eine Bezirksstadt im Gebiet Mährisch-Schlesien/Moravskoslezský kraj.

Die Geschichte hat in Troppau eindrucksvolle Spuren hinterlassen. Das Mittelalter schuf den Grundriss der Stadt  mit den zwei großen zentralen Plätzen Ober- und Niederring/Horni und Dolni namesti und der breiten Markt- und Hauptstraße Herrengasse/Masarykova Trida, den gotischen Backsteinbau der Probsteikirche/Probostsky kostel und die Minoritenkirche/Kostel sv. Ducha mit Kloster.

Zu Beginn der Neuzeit um 1600 kam das Schmetterhaus hinzu mit seinem dekorativen Turm/Hlaska, dem Wahrzeichen der Stadt. Das heutige Erscheinungsbild und ihren Charme verdankt die Stadt der österreichischen Zeit: die Jesuitenkirche/Kostel sv.
Vojtecha mit Kolleg, die Adelspalais in der Herrengasse/Masarykova trida, das Stadttheater/Slezske divadlo, das traditionsreiche alte Gymnasium, das Schlesische Landesmuseum/Slezske zemske muzeum, den Gürtel der Parkanlagen rings um den Stadtkern am Ort der früheren Befestigungsanlagen, die Bürgerhäuser der Gründerzeit an den Plätzen und den radialen Ausfallsstraßen.

In den 1920-er und 30-er Jahren kamen moderne Bauten wie das Kaufhaus Breda & Weinstein und das Stadtbad hinzu. Die Zerstörungen des Stadtzentrums am Ende des 2. Weltkriegs (z. B. das alte Rathaus) wurden teils durch nüchterne Zweckbauten ersetzt (z.B. Südseite des Oberrings) teils auch einigermaßen originalgetreu wieder hergestellt (z.B. Theater, Museum) und bereichert (z.B. durch den Olbrich-Brunnen am Heumarkt/namesti Osvoboditelu). Troppau war und ist eine bedeutende Schul- und Musikstadt,  neuerdings, seit 1991, auch Sitz der Schlesischen Universität/Slezská univerzita.